Abschlussbericht der Rumänienfahrt 2019

Unsere 7. Arbeits- und Bildungsreise nach Rumänien führte uns zum 4. Mal in das Dorf Pretai in Siebenbürgen. Die Fahrt dauerte insgesamt 11 Tage, den damit bisher kürzesten Zeitraum. Insgesamt waren wir neun Personen: Vier Zimmerer, zwei Berufsfachschüler, ein Maurer, sowie Herr Heege und ich als Lehrkräfte. Entsprechend waren die Projekte diesmal kleiner dimensioniert als bei den vergangenen Fahrten.

Hauptaufgabe war es, mit der Treppe zum Torturm, eine Vorbereitung für die nach uns kommenden Schüler der Arnold-Bode-Schule aus Kassel durch zu führen, die dann das Vordach zum Torturm fertig stellen sollten. Die zweite Aufgabe war es eine Feuerstelle aus Natursteinpflasterung herzustellen. Weitere kleinere Aufgaben kamen noch hinzu.

Die alte Treppe zum Torturm, die wir bereits im Jahr 2010 erstellt hatten befand sich noch im Mauerring der Kirchenburg. Ihr Zustand war allerdings durch freie Bewitterung und durch entstandene Risse im Holz schlecht. Sie war bei der Sanierung des Torturms mit dem Vordach abgebaut und leider nicht sachgerecht behandelt und gelagert worden.
Die neue Treppe mit Zwischenpodest sollte, statt wie bisher aus Weichholz, aus Eichenholz hergestellt werden, um eine längere Standzeit zu erhalten. Lediglich die Wangen sollten, aufgrund der besseren Bearbeitbarkeit, erneut aus Weichholz sein. Nach Aufmaß und Berechnung ging es an die Herstellung der Treppe. Dabei wurde zuerst die Holzoberfläche aller Stufen, Wangen, Ständer, Balken und Bretter mit dem Schrubbhobel bearbeitet um ein rustikales Aussehen zu erreichen.

Das Zwischenpodest wurde von den Zimmerlehrlingen erstellt und aufgestellt, anschließend wurde die fertig gestellte Treppe angebracht. Drumherum galt es die Antrittsstufe aus Eiche auszuwechseln, kleine Putzschäden an den Wänden im Bereich der Treppe zu beseitigen und zwei Natursteine als Auflager für die Podestständer im Boden einzulassen.

Gleichzeitig wurde die Feuerstelle ausgehoben. Mit Hilfe einer Rüttelplatte sollte der Grund hierfür verdichtet werden. Die Rüttelplatte, der Splitt, als auch die entsprechenden Natursteine ließen aber auf sich warten, was teilweise auch durch zwei rumänische Feiertage bedingt war, die in diesen Zeitraum fielen. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen bauten einige Schüler Bänke aus dem Holz der alten Treppe. Dieses wurden ebenfalls wieder mit dem Schrubhobbel von Hand „rustikalisiert“.

Ein großes Loch klaffte in der Wehrmauer der Kirchenburg. Um ein einstürzen dieses Mauerteils zu verhindern wurde es denkmalschutzgerecht mit Natursteinen und Backsteinen zugemauert. Sämtliche Putz und Maurerarbeiten an der Kirchenburg wurden mit dem Sumpfkalk aus der Kalkgrube unter dem Pfarrhaus durchgeführt. Rund um die Kirchenburg wurde aufgeräumt, Bäume und Sträucher, sowie Kletterpflanzen wurden zum Teil samt Wurzelwerk entfernt. Die Fallrohre der Dachentwässerung wurden instand gesetzt und das Wasser von der Kirchenburg weggeleitet. Sickergruben für ein schnelles ableiten in den Untergrund ausgehoben und mit Ziegel- und Steinbruch gefüllt.

Als die Rüttelplatte drei Tage vor Ende des Besuchszeitraums immer noch nicht geliefert und auch nicht mehr damit zu rechnen war, verdichteten wir den Bodengrund der Feuerstelle von Hand mit Holzstampfern. Schotter als Drainage- und Tragschicht war noch einiges von unserem letzten Projekt, dem Pflastern des Innenhofes der Herbergseltern vorhanden. Dieser wurde mit Schubkarren transportiert und ebenfalls von Hand verdichtet. Die Feuerstelle sollte im Außenring einen ebenen Kompasskreis darstellen, bei dem die Himmelsrichtungen mit großen Natursteinen in einem gemauerten Ring als Rollschicht aus Backsteinen eingebunden wurden. Bis zu einem Innenring als Grund der Feuerstelle sollte die Feuerstelle gleichmäßig nach unten abfallen. Da das Gelände leicht abfällig war musste an einer Seite tiefer ausgeschachtet werden und die Erde auf der anderen Seite wieder aufgefüllt werden. Natursteine stelte freundlicherweise, der pensionierte Polizist der Nachbarschaft zur Verfügung, die wir aus seinem privaten Garten holen durften. Zwei Tage vor der Abfahrt, kam dann auch der Splitt, den wir bestellt hatten.
Damit wurden die erstellten Zwischenräume gefüllt und die Natursteine verlegt.

Mit den Bänken zusammen ergab sich ein schöner Platz zum Sitzen am Feuer, der bestimmt auch in Zukunft noch des Öfteren von Gruppen genutzt werden wird.

Neben der Arbeit gab es wie immer verschiedene Fahrten und Ausflüge.

Am Samstag nach unserer Ankunft war unsere fast schon obligatorische Fahrt nach Sibiu/ Hermannstadt geplant. Doch schon am Morgen warteten wir vergebens auf den Zug nach Mediasch. Also fuhren wir mit Taxis dorthin. Am Bahnhof von Mediasch mussten wir feststellen, dass ein Aufenthalt in Sibiu nur bis zum Mittag oder späten Abend möglich war, wenn man mit dem Zug zurückfahren wollte. Kurzfristig änderten wir unser Reiseziel und fuhren nach Schäßburg, wo wir bis zum Nachmittag blieben. Hier standen die Besichtigung eines Museums, einer orthodoxen Kirche, ein freier Stadtrundgang und ein gemeinsames Mittagessen auf dem Programm. Am Abend wurde traditionell wie jedes Jahr gegrillt.

Am Sonntag Morgen stand eine Wanderung von Pretai zu den benachbarten sächsischen Dörfern mit Kirchenburgen an. Wir wanderten zuerst durch grüne Täler und Wälder nach Hetzeldorf. Hier nahmen wir vor der sächsischen Kirchenburg ein gemeinsames Gruppenfoto auf und besichtigten mit einer ortsansässigen Sächsin die deutsche Kirche. Im Ort gibt es noch 26 Sachsen mit 8 deutschen Kindern. Die deutsche Schule wurde allerdings nach mehr als 650 Jahren im Jahr 1997 geschlossen, da es nicht mehr genügend zu beschulende Kinder in der Gemeinde gab. Weiter ging unsere Wanderung nach dem kleinen Tobsdorf mit seiner kleinen Kirchenburg, wo eine kurze Rast eingelegt wurde. Dach ging es in Richtung Birthälm, in dem wir bereits drei Arbeitsreisen durchgeführt haben. Hier verließen wir auch kurzfristig die Wege und gingen durch die schöne Landschaft querfeldein. Dorin der Hausmeister aus Birthälm sammelte uns einige Kilometer vor Birthälm mit dem Sprinter ein, da er uns schon telefonisch vor einigen Hunden gewarnt hatte, die in einem vor uns liegendem Tal schon Fußgänger attackiert hätten. In Birthälm gab es für die Gruppe eine Kirchenburgführung und man konnte sich im Kaffee etwas von der Wanderung erholen.

Donnerstag Morgen stand der Besuch des Flohmarktes in Mediasch auf dem Programm, bei dem sich alle mit ein paar Kleinigkeiten eindecken konnten. Auf dem Rückweg mit dem Taxi kauften einige jedoch auch noch bei den „Kesseflickern“ von Pretai handgefertigte Pfannen und Becher.

Die letzte Fahrt mit einem gemieteten Bus führte uns nach Tirgu Mures, eine Hochburg der ungarisch stämmigen Szekler. Man merkte sofort den westlicher wirkenden Einfluss in der Stadt. Eine Burganlage, Kathedralen und Jugendstilgebäude waren sehenswert. Ein Gruppenbild vor Reiterstatue wurde gemacht und gemeinsam ein Mittagessen eingenommen, bevor die Fahrt zu zwei weiteren sächsischen Dörfern mit Kirchenburg ging. In Bogeschdorf warteten wir vergeblich auf den Schlüssel zur Kirchenburg, erkundeten aber selbst schon ein wenig das Areal und stießen auf einige interessante Dinge. Ebenfalls konnten wir uns im Sachsenhof bei einem Radler erfrischen. In Baassen hatten wir dann mehr Glück und konnten die Kirchenburg wieder besichtigen.

Am nächsten Morgen ging dann unser Flieger von Hermannstadt zurück nach Dortmund. Erneut war es für alle wieder eine erlebnisreiche Fahrt, die oft auch gerade von den Begegnungen geprägt wird, die im Vorfeld nicht geplant werden.

Die Reise wurde mit mehr als der Hälfte der Kosten von der Jugendstiftung übernommen, mit Mitteln der Schule und mit Geldern der Auszubildenden und Lehrer.