Aktiver Umweltschutz in Gieboldehausen: Zwei Klassen der BBS II Northeim haben das Projekt „Forest for Future“ gestartet, um den schwer beschädigten Wald wieder aufzuforsten – die Bäume dafür pflanzten jetzt wegen der Corona-Krise ihre Lehrer.
Gieboldehausen
Die Realgemeinde Gieboldehausen hat nach den Stürmen und Dürreperioden der vergangenen Jahre schwere Waldschäden zu beklagen. Zwei Klassen der Northeimer BBS II haben sich deshalb dazu entschlossen, den Klimaprotest von „Fridays for Future“ durch aktiven Umweltschutz im Wald zu ergänzen – „Forest for Future“. Das Ergebnis: ein für mitteleuropäische Verhältnisse ungewöhnlicher Wald.
Die Schüler planten die Aufforstung, suchten die Baumarten aus und räumten bereits im Herbst vergangenen Jahres eine Fläche von rund 5000 Quadratmetern. Pflanzen konnten sie die Bäume jetzt jedoch nicht: Die Maßnahmen gegen die Corona-Krise machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Kurzerhand, berichtet Michael Döring, Lehrer und Vorsitzender der Realgemeinde, übernahmen die Lehrer die Pflanzung – rechtzeitig vor der Verschärfung der Kontaktsperre.
Ausgiebige Vorbereitungen für Baumpflanzung
Zuvor stand jedoch auch eine ganze Menge Arbeit für die Elft- und Zwölftklässler an: Unterstützt von ihren Lehrern hätten die Schüler in wochenlanger Vorarbeit einen Plan für die Aufforstung erarbeitet, so Döring. Alle Schritte sollten dabei ohne große technische Unterstützung umgesetzt werden können. Entsprechend mühsam wurden im Herbst 2019 die ersten Arbeitstage im Wald: Das Totholz der Rotfichten, die im Frühjahr 2018 Sturm
„Friederike“ zum Opfer gefallen waren, musste beseitigt werden. Zwei Tage hätten die Jugendlichen für diese Arbeit gebraucht, sagt Döring.
Die Schüler bauten außerdem einen Wildschutzzaun auf, um die jungen Bäume vor Verbiss zu schützen. In den kommenden Monaten – so es die Lage erlaubt – sollen wiederholt Brombeeren und anderer Wildwuchs entfernt werden, damit die gepflanzten Bäume sich durchsetzen können. Außerdem bastelten die Schüler Schilder für die verschiedenen Baumarten. Das Ziel: ein Arboretum, in dem sich Interessierte über den Wald informieren
können.
Lehrer übernehmen in Corona-Krise die Aufforstung
Im März ging das Projekt in die entscheidende Phase: Ab dem 16. März wollten die Jugendlichen die Bäume pflanzen – und am 16. März wurden die Schulen in Niedersachsen geschlossen, Lehrer und Schüler durften nicht mehr in Kontakt treten. Die mehr als 1000 Pflanzen waren allerdings da. Also übernahmen kurzentschlossen fünf Lehrer die Aufforstung für die Schüler. Noch vor der verschärften Kontaktsperre, so Döring, hätten die
Lehrer es geschafft, sämtliche Bäume am Kleinen Lohberg nordwestlich des Ortes in die Erde zu bringen.
Er hoffe, dass die Schüler bald wieder ihr Projekt übernehmen dürfen, sagt Döring. Bis zu den Sommerferien sollen die Jugendlichen das Anwuchsverhalten der verschiedenen Baumarten beobachten und beurteilen sowie gegebenenfalls für die Pflege der Setzlinge sorgen. Das Projekt solle dann in den kommenden Jahren von Klasse zu Klasse weitergegeben werden, so Döring.
Mammutbäume in Südniedersachsen
Der neue Wald sei nicht nur wegen seiner Entstehungsgeschichte ein besonderer, betont Döring. Denn: Die 23 verschiedenen Baumarten, die die Schüler für die Aufforstung ausgesucht haben, sind für südniedersächsische Wälder mindestens ungewöhnlich: Libanonzedern, Hamlocktannen und sogar Mammutbäume stünden nun bei Gieboldehausen im Wald, so der Vorsitzende der Realgemeinde. Der Grund für diese ungewöhnliche Wahl:
Die Jugendlichen sollten Baumarten finden, die für die Herausforderungen des Klimawandels gewappnet sind. Das bedeutet, sie müssen sturmfest sein und auch längere Trockenzeiten überstehen können.
Die Kosten für das Projekt trägt laut Döring die Realgemeinde Gieboldehausen. Alle Mitglieder hätten dem Projekt ihre Unterstützung zugesichert.